BERICHT DER GALERIE: VERNISSAGE DER 218. AUSSTELLUNG IN 45 JAHREN
GALERIE HOLBEIN - Beginn mit Grafik von Palm und Jahnke vor 45 Jahren
Mit zahlreichen, z.T. weit angereisten Besuchern, Sammlern und 7 der ausstellenden Künstlern konnte die Galerie am 10. November ihren Rückblick auf das Thema "Menschenbild" eröffnen: Ihre 218. Ausstellung in den 45 Jahren seit der Gründung 1974 im Rebleutehaus in der Holbeinstrasse.
In diesem „Teil 2 der Galerie-Bestände“ ist der Blick bewusst gelenkt auf ausgewählte frühe Grafik von Prof. Joachim Palm, mit dem die Galerie einst startete, und auch auf Helga Jahnke - beide aus München. Sie waren vor 45 Jahren, im Gründungsjahr der Galerie, schon dabei, und fortan regelmässig in den nachfolgenden Jahrzehnten. Mit ihren Werken, die sie für ihre Einzelausstellungen konzipierten, unterstützten sie auch unsere Galeriearbeit.
Der Mensch als Sujet war nach Jahren des "Informel" wieder interessant geworden und rückte in den Vordergrund, was uns als Galeristen interessierte und zum Sammeln anregte. So ist in den Jahrzehnten eine grosse Vielfalt „der Annäherung an das Bild vom Menschen“ in der Sammlung gewachsen.
Früh schon hatte Palm das Thema "Tischgesellschaft" als Motiv für sein Gesamtwerk entdeckt, worauf seine jetzt gezeigten Radierungen, Offsets und die grossformatigen Graphitzeichnung aus den 1970er, 1980er Jahren schon Bezug genommen hatten. Von Helga Jahnke befinden sich leider nur noch 4 Radierungen der 1990er Jahre in den Beständen: "Tanzende Figürchen ", die ihren dreidimensionalen farbigen Bildkästen, mit denen sie bekannt wurde, entstammen.
Diese beiden Künstler sind auf die 3 Kabinette der Galerie verteilt. Werke weiterer Künstler sind jeweils dazu gehängt und bilden interessante Zusammenhänge. Zum Teil auch mit grossformatigen Zeichnungen – wie z.B.:
Der "Momentaufnahme – Posen" vom Biberacher Hermann Schenkel.
Arbeiten des Zeichner mit dem Silberstift Joachim Hämmerle aus Saulgau, der seine Figuren an literarische Inhalte bindet.
Den beiden Bildhauern und Zeichnern Voré aus Ettlingen, der von antiken Grabungsfunden ausgeht, und Andreas Bindl /Faistenhaar dem " Tragisches von Mensch und Tier " ein Anliegen ist.Der Maler und Bildhauer Werner Knaupp, Ernhofen / Nürnberg erschreckt hier mit seinen schwarzen Kopfgestaltungen, mit denen er die Grenzen des menschlichen Lebens bis zum Tod auslotet.
Der Berliner Maler der " Menschlichen Monumentalität " Henning Kürschner verpackt den Menschen gewaltsam und krass in Ritterrüstungen!
Surreal - morbiden - kritischen Blick auf sich selbst und den Menschen bietet Reiner Schwarz/Berlin in seinen exzellent gedruckten Lithografien, wohingegen es bei den "Aktstudien" in Radierung und Zeichnung des Bregenzer Erich Smodics immer um die pralle Körperlichkeit und eine erotischer Sicht geht.
Auch mehrere kleinformatige Blätter sind zu sehen: Von den Österreichern Hubert Berchtold, Karl Korab und Paul Flora. Alles bereits sehr rare Blätter.....
Stark-farbige Akzente setzen die Tempera-Arbeiten des Malers Hans Stöhr aus Harzburg / Lindau und die Lithographien des Malers und Bildhauers Horst Antes aus Karlsruhe/Toscana. Deren Arbeiten sind zeitlich gesehen die frühesten Auseinandersetzungen mit der menschlichen Figur in dieser Ausstellung. Sie entstanden bereits in den 1950er bzw. 1960er Jahren.
Der grosse Corten-Stahl Kopf von Antes, der Sandstein-Torso von Voré, auch eine kleine Tischgesellschaft in Bronze von Palm lassen ahnen, wie solche bildhauerischen Werke im Monumentalen für den Aussenbereich wirken können.
Die Sammlung der Galerie ist in dieser Ausstellung letztmals in diesem Zusammenhang zu sehen, da wir Einzelwerke daraus an besonders interessierte Sammler veräußern werden– im besonderen auch an eine Sammlung in Los Angeles.
Copyright: Annette Pfaff, Galerie Holbein Lindau, im November 2019.