presse II - Galerie Holbein Lindau

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presse II













Was hat es mit Konkreter Kunst auf sich – Hans Pfaff (rechts) und
Dr. Annette Pfaff (links) erläutern Vernissagegästen einzelne Werke.

Die Galerie Holbein öffnet ihre Schatztruhe
von Babette Caesar - Schwäbische Zeitung - erschienen: 2.2.2015

.....Mit über 60 Druckgrafiken und Objekten von 28 Künstlern wartet die Ausstellung „Konkret – Konstruktiv“ auf.......

Alle Werke stammen aus der Privatsammlung des Galeristenpaares Annette und Hans Pfaff. In diesem Fundus haben sie ausgiebig gestöbert und zeigen nun eine Auswahl konkret-konstruktiver Druckgrafik aus den späten 1960er und 1970er Jahren. Es sind bekannte Namen wie Georg Karl Pfahler, Herbert Otto Hajek, Rupprecht Geiger oder Camille Graeser darunter. Aber auch nicht so geläufige, die es zu entdecken gilt.

Dass sie so viel Freude an der Auswahl haben würden, hätten sie vorher selbst nicht geglaubt. Genau das ist der Ausstellung, wie sie sich dem Besucher in der Brougierstraße präsentiert, auch anzumerken. Zu Gruppen arrangiert leuchten die satten Farbtöne vorwiegend geometrischer Formen von den Wänden. Immer wieder hätten sie die Werke ausgetauscht, so lange bis die Arrangements richtig klingen und sich gegenseitig unter Spannung halten.

Zu nennen wäre ein großer Sechserblock mit Siebdrucken von Georg Karl Pfahler, betitelt mit „Jahreszeiten“. Pfahlers Erkennungsmarke ist eine gerundete Ecke kombiniert mit streng Geometrischem. Deren Farbabstufungen liegen innerhalb eines Rots so eng beieinander, dass sie für das menschliche Auge kaum noch zu trennen sind. So wie das stellvertretend für eine unendliche Kombinierbarkeit von Farben steht, gilt gleiches auch für Formen. Das führen Siebdrucke des Schweizer Künstlers Camille Graeser vor. Aus einer Reihe von Quadraten scheint eines herunter zu fallen oder umgekehrt aufzusteigen. Spielerisch wirken diese Werke und doch sind sie nach genauen mathematischen Vorgaben berechnet. Mal bleiben sie dabei ganz in der Fläche, mal dehnen sich kompakte kubische Gebilde zu dreidimensionalen Raumstrukturen aus.
Malewitsch und Mondrian sind Vorreiter
„Unser Starstück ist ein neonleuchtender Siebdruck von Rupprecht Geiger“, verriet Hans Pfaff den Vernissagegästen. Er erläuterte die Ursprünge konkret-konstruktiver Kunst, die im Suprematismus und Kubismus, im Weimarer Bauhaus und bei De Stijl liegen. Theo van Doesburg, Kasimir Malewitsch oder Piet Mondrian sind namhafte Vorreiter gewesen. Worauf die Konkreten abzielen, ist, unter Ausschluss der Natur mit wenigen geometrischen Formen und Farben eine größtmögliche Bandbreite auf den Bildträger zu bannen. Unter dieser Prämisse lassen sich die Bilder ganz neu anschauen, überraschen sie doch mit einem ungeheuren Reichtum an Variationen. Seien es serielle Reihungen oder dreidimensionale Raumarchitekturen.
Der einzige, der unter den ausgestellten Künstlern noch lebt, ist der Ravensburger Hermann Waibel. Er feiert in Kürze seinen 90. Geburtstag und ist mit einem Papierrelief von 1990 vertreten. So wie Waibel seit den späten 1950er Jahren mit Lichtstrukturen experimentiert, so reflektiert die mattweiße, geometrisch gegliederte Oberfläche natürlich einfallendes Licht. Auch das ist Ausdruck dessen, um was es geht – um ein breites Spektrum von Wahrnehmungsmöglichkeiten.

 
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